Persönlich Soziales

Ich möchte kein Zigeunerschnitzel

Sehr geehrter Herr Nahler,

Sie schreiben in Ihrem Leserbrief von einer (Fehl-)Entwicklung der deutschen Sprache. Ja, diese Annahme teile ich, aber wohl nicht in dem Sinne wie Sie.

Denn nein, ich möchte kein Zigeunerschnitzel, Negerkuss oder andere versteckt (oder teilweise offen) rassistische oder diskriminierende Lebensmittel. Dabei geht es hier am wenigsten um das Gericht als vielmehr um den Namen.

Die Fehlentwicklung der Sprache, wie Sie es vermeintlich meinen, fand daher schon vor meiner, vielleicht sogar vor Ihrer Zeit statt und ist zeitgleich mit einer offenen Diskriminierung im Alltag entstanden. Dieses haben schließlich in dieser Zeit auch die Menschen zu spüren bekommen, denen dann auch Hass und Intoleranz entgegensprang.

Wer aber solche Bezeichnungen für bestimmte Gerichte für besonders schützenswert empfindet, sollte sich lieber selber mal die Frage stellen, ob es sich wirklich lohnt. Denn da fallen jedem sicher bessere Beispiele ein, die sprachlich erhalten bleiben sollten.

Ihr Brief zeigt mir allerdings, dass sie rein gar nichts aus dem Sinn der gewollten Umbenennung verstehen wollen und lieber latenten Rassismus und Diskriminierung weiterleben oder gar als Teil der Kultur erhalten möchten, als eine Umstellung einzelner Gerichte in Kauf zu nehmen. Die Gerichte werden sicher nicht anders schmecken – nur anders heißen.

Dass ein „Neger“ sprachlich negativ besetzt ist, stimmt aber sehr wohl. Das war er schon ab dem Moment, in dem man ihn untrennbar mit der Hautfarbe besetzte und dann damit auf andere Bereiche des Lebens schloss. Als man den Begriff dazu nutzte um Menschen auszugrenzen, hat der jegliche positive Aussage verloren. Er gehört daher tatsächlich aus jedem Wortschatz geworfen, da der sich neben Ihrem geforderten zu erhaltenen Schaumkuss nur noch in dem Wortschatz von Rassisten befindet.

Ich hoffe noch immer auf den Tag, an dem solche Diskussionen der Vergangenheit angehören. Denn ab dann hat Diskriminierung die Chance, endlich aus unser aller Köpfe verschwinden können. Sprache ist aber auch immer im Wandel.

Über

Seit 1978 Erdenbürger Seit 2008 Fachmann für Systemgastronomie Seit 2009 im Vest Seit 2012 Ausbilder im Gastgewerbe Seit 2012 Mitglied der Piratenpartei Seit 2013 Mitläufer Seit 2014 Prüfer im Gastgewerbe Seit 2014 Mitglied des Ausschuss für Bildung des Kreistag Recklinghausen Seit 2015 Büropirat des vKV Recklinghausen Seit 2016 in Recklinghausen Seit 2017 hier auf diesem Blog

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