Zwei Tage Parteitag liegen hinter uns. Ein alter Vorstand ist abgerückt, ein neuer gewählt worden. Trotzdem sind viele Menschen unzufrieden.
Ich habe mich auf den Parteitag in Herne (dem #LPTNRW173) wirklich gefreut. Ich habe mich auf eine Kandidatur zum Posten des Beisitzers im Landesvorstand der Piratenpartei Nordrhein-Westfalen vorbereitet. Ich habe mit einfachen Mitteln und einem 1 ½-seitigen Script ein „Bewerbervideo“ aufgenommen, geschnitten und hochgeladen. Habe die „dringendsten“ Fragen der Basis einmal schriftlich und einmal mündlich im Kandidatengrillen beantwortet. Im Grunde war ich mir noch nicht einmal sicher, ob ich tatsächlich der beste Kandidat für diesen Posten bin.
Parteitag Tag 1
Dann kam die erste große Wahl. Der erste Vorsitzende sollte gewählt werden. Auch hier haben sich vier Kandidaten mit Videos, Blogbeiträgen oder sogar mit Konzepten ins Spiel gebracht. Leider wurde dabei auch eine „ich-kann-nur-mit-dem“ oder „ich-kann-nicht-mit-dem“ Diskussion geführt, die mir persönlich nie gefallen hat und auch weiterhin nicht gefällt.
Als dann auch noch zwei der vier Kandidaten ihre Kandidaturen zurückzogen, wurde es hitziger. Im Hintergrund wurde neu gewürfelt und geregelt. Als dann auch noch das Ergebnis feststand, war das Raunen dann noch größer.
Zu dem Zeitpunkt hieß es, dass nun alle Kandidaten für den Posten des politischen Geschäftsführer (PolGF) nun ihre Kandidatur zurückgezogen oder für ein anderes Amt kandidieren möchten. Also wurde ich gefragt, ob ich meine Kandidatur um den Posten des PolGF erweitern möchte. Dies habe ich dann bejaht.
So gegen Abend wurde mir dann auch klar, worauf ich mich eingelassen habe: Ich bin Kandidat zum politischen Geschäftsführer des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen und habe sogar große Chancen es zu werden. Panik steigt langsam auf…
Was macht ein polGF? Was wird von mir erwartet? Worüber rede ich auf der Bühne? Was soll ich in den nächsten 2 Jahren machen? Alles Fragen, die mir durch den Kopf schießen und eine Rede muss auch noch her.
Sonntag, 10 Uhr, Herne
Während der Parteitag sich langsam füllt und die Versammlungsleitung noch auf den verspäteten Wahlleiter wartet, um beginnen zu können, werde ich sichtlich nervöser. Ich gehe auf und ab, gehe meinen Text durch und drücke meiner Verlobten noch einen Kuss auf die Stirn.
Kurz danach der Aufruf: Ich soll auf die Bühne.
Ich stammle meinen Text vor mir her, der aus einem zusammengeknüppelten Haufen Wörter und Zitaten aus der HowToVorstand-Wikiseite und den Erwartungen der Basis bestand und bin froh diesen einigermaßen flüssig (da war das mit der Eloquenz…) über die Bühne gebracht zu haben. Danach verwirrte Stille, da einer der Kandidaten fehlt. Nach einer Zeitverzögerung und dem Good-Will der Versammlungsleitung sowie der Versammlung, darf auch dieser sich später vorstellen.
Die Fragen, die danach kamen, haben mich aber sehr gewundert. Die meisten Fragesteller haben häufiger mir allein Fragen gestellt, die ich so gut es ging beantwortet habe. Mein Puls wurde stärker und höher. Denn dann musste auch gewählt werden.
Mit 44 von 63 Stimmen wurde ich tatsächlich gewählt und bin nun politischer Geschäftsführer der Piratenpartei Nordrhein-Westfalen. BÄM!
Was danach kam und noch kommen wird mag ich hier nicht weiter kommentieren. Ich habe es unter „Menschen, die nicht mit bestimmten Vorständen leben können, mögen es nicht, wenn diese nicht mit anderen Menschen arbeiten können.“ verbucht. Ich hoffe wir lernen daraus.
Ich gebe mir zwei Jahre Zeit.
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